„United“ in München: Luftballons und Hoffnung beim Gottesdienst zur Eröffnung der EM 2024

© Deutsche Bischofskonferenz/Marko Orlovic

Ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft 2024 in München

Am 14. Juni 2024 erstrahlte die Jesuitenkirche St. Michael in München in einem besonderen Licht. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz hatten einen festlichen ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft ausgerichtet. Unter dem Motto „United“ versammelten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Sport, Politik und Gesellschaft sowie zahlreiche Fans und Volunteers, um für ein friedliches und verbindendes Turnier zu beten.

Menschlichkeit im Mittelpunkt: Worte des DJK-Präsidenten

DJK-Präsident Michael Leyendecker war einer der Anwesenden und betonte die zentrale Rolle des menschlichen Aspekts im Sport: „Sport ist mehr als nur Leistung und Bewegung! Inmitten von Leistungsansprüchen und -erwartungen wollen wir einen wichtigen Gedanken hervorheben: Hinter jedem Erfolg und Misserfolg stehen Menschen. Es ist entscheidend, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen - sowohl in Momenten des Sieges als auch der Niederlage. Lasst uns gemeinsam den Geist des Sports feiern, der uns alle verbindet und daran erinnern, dass wahre Stärke in der Menschlichkeit liegt.“

„Sport ist mehr als nur Leistung und Bewegung! Inmitten von Leistungsansprüchen und -erwartungen wollen wir einen wichtigen Gedanken hervorheben: Hinter jedem Erfolg und Misserfolg stehen Menschen. Es ist entscheidend, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen - sowohl in Momenten des Sieges als auch der Niederlage. Lasst uns gemeinsam den Geist des Sports feiern, der uns alle verbindet und daran erinnern, dass wahre Stärke in der Menschlichkeit liegt.."
Michael Leyendecker, Präsident des DJK-Sportverbands

 

Leidenschaft und Inklusion: Die Ansprache von Präses Latzel

Zu den Ansprachen gehörten auch bewegende Worte von Präses Dr. Thorsten Latzel, Sportbeauftragter der EKD. Er wünschte sich ein weltoffenes und menschenfreundliches Fest und erinnerte daran, dass Glaube und Fußball beide tief mit Leidenschaft verankert sind: „In der weltweiten Ökumene sind wir gemeinsam Teil des einen Christus-Teams – mit verschiedenen Fan-Gemeinschaften: hier der FC Rom, dort Fortuna Wittenberg. In dem Christus-Team darf jede und jeder mitspielen, ganz gleich, woher jemand stammt, wen sie oder er liebt, ob er oder sie reich, arm, dick, dünn oder wie auch immer ist.“ Mit diesen Worten stärkte er den Gedanken der Gemeinschaft und der Inklusion.

Hoffnung und Enttäuschung im Sport: Bischof Osters Perspektive

Bischof Dr. Stefan Oster, Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, sprach über die unvermeidbaren Enttäuschungen und die Hoffnung, die im Sport und im Glauben zusammengehören: „Es wird viele Enttäuschungen bei dieser Europameisterschaft geben. Am Ende gewinnt nur eine Mannschaft. Aber wir hoffen und wünschen uns – auch als Christen –, dass vor allem die Freude am Spiel und an der Gemeinschaft überwiegt. Dass diese Perspektive auch in der Enttäuschung nicht verloren geht. Und dass viele Fans – auch dann, wenn ihre Mannschaft verloren hat – mit Dankbarkeit nach Hause fahren, weil sie erleben: Eine Niederlage im Fußball ist weder das Ende, noch nimmt sie dem Fußball seine Schönheit, seine Kraft und die Freude, die aus diesem Spiel kommt.“

Elisabeth Keilmann, Geistliche Bundesbeirätin der DJK, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, DJK-Vizepräsident Bernhard Martini und DJK-Präsident Michael Leyendecker. Foto: privat.

Symbol der Hoffnung: Luftballons steigen in den Himmel

Der Gottesdienst war ein Symbol der Hoffnung und des Zusammenhalts. Schülerinnen der Erzbischöflichen Maria-Ward-Realschule und des Erzbischöflichen Edith-Stein-Gymnasiums trugen mehrsprachige Fürbitten in „United“-Shirts mit den Flaggen der 24 teilnehmenden Nationen vor. Ein besonderer Moment war das Steigenlassen von Luftballons mit Segenskarten nach dem Gottesdienst, ein Zeichen für die Hoffnungen und Gebete, die dieses Turnier begleiten.

Ein kraftvolles Zeichen: Prominente Gäste und musikalische Umrahmung

Unter den prominenten Gästen befanden sich der Bayerische Staatsminister des Innern, Joachim Herrmann, der Generalsekretär der Schottischen Bischofskonferenz, Fr. Gerard Maguiness, die Präsidenten des Deutschen und Schottischen Fußballbundes, Bernd Neuendorf (DFB) und Mike Mulraney (SFA), sowie die Vertreterin der Stadt München, Ulrike Grimm. Die musikalische Umrahmung übernahmen die Popkantoren Tilman von Dombois mit Band und Peter Kofler, Organist von St. Michael.

Menschen, Leidenschaft und Gemeinschaft

Der Gottesdienst, an dem auch Elisabeth Keilmann, Geistliche Bundesbeirätin des DJK-Sportverbandes, mitwirkte, setzte ein kraftvolles Zeichen für die Euro 2024 und machte deutlich: Im Sport und im Glauben geht es vor allem um den Menschen, die Leidenschaft und die Gemeinschaft.


Good to know: Wie hängen Sport und Religion zusammen?

Sport und Religion sind zwei Bereiche des menschlichen Lebens, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen mögen, doch bei näherer Betrachtung viele tiefgreifende Gemeinsamkeiten und Wechselwirkungen aufweisen.

Gemeinsamkeiten von Sport und Religion

Gemeinschaftsbildung

Sowohl Sport als auch Religion haben eine starke gemeinschaftsbildende Funktion. Sportvereine und religiöse Gemeinschaften bieten Menschen die Gelegenheit, sich zu treffen, gemeinsame Interessen zu teilen, und soziale Bindungen aufzubauen. In beiden Bereichen entstehen Gemeinschaften, die über individuelle Unterschiede hinausgehen und ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit schaffen.

Rituale und Traditionen

Sport und Religion sind durch Rituale und Traditionen geprägt, die Ordnung und Struktur in das Leben der Teilnehmer bringen. Im Sport sind dies beispielsweise vor jedem Spiel das Abspielen der Nationalhymne oder das Mannschaftsritual in der Kabine. In der Religion sind es Gebete, Zeremonien und Gottesdienste. Diese Rituale fördern ein Gemeinschaftsgefühl und eine Verbindung zu den Werten und Überzeugungen, die sowohl Sport als auch Glauben vermitteln.

Moralische und ethische Werte

Beide Bereiche vermitteln zentrale moralische und ethische Werte. Fairness, Respekt, Disziplin und Gemeinschaftssinn sind Werte, die im Sport ebenso wie in vielen Religionen hochgehalten werden. Diese Werte bilden die Grundlage für das Verhalten der Teilnehmer und helfen, ein harmonisches und respektvolles Miteinander zu fördern.

Selbsttranszendenz

Sport und Religion bieten den Teilnehmern Möglichkeiten zur Selbsttranszendenz. Im Sport wird dies häufig in Form von extremer körperlicher Anstrengung und dem Streben nach persönlichen Bestleistungen erlebt. In der Religion kann Selbsttranszendenz durch Meditation, Gebet oder spirituelle Erfahrungen erreicht werden. Beide Wege eröffnen individuelle Möglichkeiten zur Selbstentdeckung und innerem Wachstum.

Symbolik

Beides, Sport und Religion, nutzen Symbole, um tiefere Bedeutungen zu vermitteln. Im Sport sind dies Medaillen, Trikots und Vereinsfarben, die eine spezielle Bedeutung für die Anhänger haben. In der Religion sind es heilige Texte, religiöse Symbole und Ikonen, die spirituelle Botschaften transportieren und das Glaubensleben prägen.

 

Wechselwirkungen und Integration

Spirituelle Begleitung im Sport

Viele Sportlerinnen und Sportler suchen spirituelle Unterstützung und Begleitung, um mit den Herausforderungen des Leistungssports besser umgehen zu können. Sportkapläne oder Geistliche in Sportvereinen bieten hier Beratung und Unterstützung an, um Geist, Körper und Seele in Einklang zu bringen.

Glaubensbekundungen im Sport

Es ist nicht selten, dass Sportler ihre religiöse Überzeugung öffentlich bezeugen, sei es durch Gesten wie das Kreuzzeichen vor einem Wettkampf oder durch Dankgebete nach einem Sieg. Diese Glaubensbekundungen erinnern daran, dass der Glaube auch in der sportlichen Arena eine Rolle spielt und den Athleten oft Kraft und Zuversicht gibt.

Sportliche Veranstaltungen mit religiösem Kontext

Veranstaltungen wie der ökumenische Gottesdienst zur Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft 2024 zeigen, wie Sportereignisse und religiöse Feiern integriert werden können, um gemeinschaftliche Werte und Ziele zu betonen. Solche Events verbinden Menschen über ihre unterschiedlichen Hintergründe hinweg und fördern ein friedliches und respektvolles Miteinander.

Schul- und Gemeindearbeit

In Schulen und Gemeinden wird Sport oft als Mittel eingesetzt, um Kinder und Jugendliche zu fördern und gleichzeitig Werte der Religion zu vermitteln. Sportprogramme in religiösen Gemeinschaften tragen dazu bei, körperliches Wohlbefinden mit ethischer Bildung zu verknüpfen.

 

Sport und Religion mögen auf den ersten Blick unterschiedliche Wege beschreiten, doch sie weisen viele Parallelen auf und können einander ergänzen. Beide fördern Gemeinschaft, Moral, Disziplin sowie die Möglichkeit zur Selbsttranszendenz und tiefen inneren Erfüllung. Ihre Wechselwirkungen und gegenseitige Integration bereichern das Leben vieler Menschen und schaffen Verbindungen, die über den individuellen Bereich hinausgehen.

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