Die Schattenseiten des großen Spiels ausleuchten

Hilfsangebote für eine faire und sichere Fußball EM 2024

Bei der noch bis zum 14. Juli 2024 stattfindenden Fußball-Europameisterschaft sollen Angebote in Stadien, auf Fan-Festen oder auch online in Fällen von Diskriminierung, bei anderen negativen Vorfällen oder auch für einen möglichst barrierefreien Spieltag unterstützen. Dazu zählen u.a. Awareness-Services & Teams und allgemeine Anlaufstellen vor Ort sowie ein Online-Meldekanal für Alle.

 

Unmittelbare Hilfe – Awareness-Services & Teams vor Ort

Notrufe bei Polizei und Feuerwehr

Notfälle und kriminelle Handlungen können in Deutschland über die Polizei (110) und Feuerwehr (112) gemeldet werden.

Awareness-Service in Stadien und Fanzones

Zusätzlich gibt es in Stadien und Fanzones Awareness-Services, wo Betroffene Unterstützung und psychosoziale Erstberatung erhalten können.

So funktioniert es im Stadion

In den Stadien gibt es Poster mit standortbasierten QR-Codes. Bei diskriminierendem Verhalten scannt man den QR-Code, um Kontakt mit geschultem Personal aufzunehmen, das weiß, wo man sich befindet, und Hilfe schicken kann.

Awareness-Teams in Fanzones

In einigen Fanzones sind mobile Awareness-Teams unterwegs. Betroffene können diese direkt ansprechen oder sich an Infopoints nach ihnen erkundigen.

 

„FANS WELCOME“ – Fanbotschaften – allgemeine Anlaufstellen vor Ort

Zentrale Anlaufstellen

In den Host Cities gibt es unter dem Motto „FANS WELCOME“ zentrale Anlaufstellen für Informationen und interkulturelle Begegnungen. Das dortige Personal ist fachkundig in Fankultur und bietet Unterstützung und Informationen rund um das Turnier.

Umsetzung und Unterstützung

Diese Anlaufstellen werden von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und dem BMI umgesetzt und von den Fußballverbänden der teilnehmenden Nationalteams unterstützt.

 

Online-Meldekanal für Alle

Erstmaliger internationaler Einsatz

Erstmals gibt es bei einem internationalen Turnier ein Hinweisgebersystem für Diskriminierungen und Rechtsverletzungen, das Vertraulichkeit und Anonymität bietet.

Ziel und Zugänglichkeit

Der Meldekanal soll negative Erfahrungen schnell beseitigen und Betroffene unterstützen. Er ist über die UEFA-Webseite und telefonisch in zahlreichen Sprachen zugänglich.

Überblick Hinweisgebersystem/Meldekanal zur UEFA EURO 2024

Was?

Der Meldekanal ermöglicht die Meldung von Diskriminierungen, Belästigungen und Gesetzesverstößen rund um die EURO 2024.

Wer?

Jeder – ob Fan, Volunteer, Team-Mitglied oder öffentliches Publikum – kann Vorfälle melden, egal ob selbst betroffen oder beobachtet.

Wie?

Über ein Online-Meldeportal (Link), per Mail oder Telefon, mit der Möglichkeit zur anonymen oder vertraulichen Meldung.

Wann?

Der Kanal ist vom 1. Juni bis 31. Juli 2024 geöffnet, wobei auch vorherige Vorkommnisse gemeldet werden können.

Warum?

Um die UEFA EURO 2024 für alle zu einem positiven Erlebnis zu machen und organisatorische Schwachstellen frühzeitig zu beheben.

Behandlung der Meldungen

Meldungen werden vertraulich behandelt, durch eine beauftragte Anwaltskanzlei bearbeitet und auf Notwendigkeit und Dringlichkeit geprüft. Die Priorität liegt immer bei menschlichem Schutz und schneller Abhilfe bei dringenden Fällen.

Sarah wird Zeugin von Rassismus im Stadion – ein fiktives Beispiel

Sarah war eine begeisterte Fußballanhängerin und fieberte schon seit Monaten dem Auftaktspiel der UEFA EURO 2024 entgegen. Als die Dämmerung sich über das beeindruckende Stadion in München legte, fühlte sie die Vorfreude und die pure Begeisterung der Fans aus aller Welt. Doch mitten in dieser elektrisierenden Atmosphäre begegnete Sarah etwas, das ihre Begeisterung stark trübte.

Während sie durch die Menge navigierte, wurde sie Zeugin einer abfälligen und beleidigenden Bemerkung, die ein anderer Fan gegenüber einem wartenden Ordner machte. Die Bemerkungen waren deutlich rassistisch und völlig unangemessen. Sarah war schockiert und wusste sofort, dass sie etwas unternehmen musste. Doch wohin sollte sie sich wenden?

Glücklicherweise war Sarah nicht allein. Die diesjährige Europameisterschaft der UEFA hatte einen großen Fokus auf Nachhaltigkeit und Menschenrechte gesetzt. Die Organisatoren hatten eine Vielzahl von Angeboten zur Unterstützung eingerichtet, um gegen Diskriminierung und andere negative Vorfälle vorzugehen.

Unmittelbare Hilfe durch Awareness-Services & Teams vor Ort

Sarah erinnerte sich an die Poster mit standortbasierten QR-Codes, die sie überall im Stadion gesehen hatte. Sie zückte ihr Handy, scannte den nächsten Code und beschrieb den Vorfall kurz. Binnen weniger Minuten nahm geschultes Personal des Roten Kreuzes, unterstützt von der Softwarelösung SaferSpaces, Kontakt zu Sarah auf. Dank des QR-Codes wussten sie genau, wo sie sich befand, und machten sich sofort auf den Weg zu ihr.

Die professionelle und ruhige Handlungsweise der Awareness-Teams ließ Sarah spüren, dass sie ernst genommen wurde und dass die Situation schnell und kompetent geregelt werden würde. Sie hatte das ungute Gefühl los und wusste, dass entsprechende Maßnahmen ergriffen werden würden, um derartige Vorfälle zu verhindern.

„FANS WELCOME“ – Allgemeine Anlaufstellen vor Ort

In einigen Fällen müssen Menschen aber nicht nur unmittelbare Hilfe, sondern auch Unterstützung und Integration über die emotionalen und kulturellen Grenzen hinweg erfahren. Unter dem Motto „FANS WELCOME“ gab es in allen Austragungsorten zentrale Anlaufstellen. Diese fungierten als Treffpunkte für Fans mit umfangreichen Informationen über das Turnier, die Städte und unterschiedlichen Fankulturen.

Diese Anlaufstellen, initiiert von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und dem Bundesministerium des Innern (BMI), boten eine sichere, einladende Umgebung für nationale und internationale Fans und förderten dabei interkulturelle Begegnungen. Sarah konnte sich effektiv informieren und tiefere Einblicke in die verschiedenen Fankulturen gewinnen.

Online-Meldekanal für alle

Trotz der wirksamen Maßnahmen vor Ort war es den Organisatoren der UEFA EURO 2024 wichtig, dass auch Online-Indikationen negativem Verhalten zu Leibe rücken. Für Sarah und viele andere war problemlos ein Online-Meldekanal eingerichtet worden. Über die UEFA-Webseite konnten all jene, die nicht direkt am Ort des Geschehens waren oder die sich erst im Nachhinein dazu entschlossen, Hinweise zu geben, Meldungen vertraulich oder anonym einreichen.

Die Missstände wurden vertraulich behandelt. Eine beauftragte Anwaltskanzlei, deren Mitarbeiter der beruflichen Schweigepflicht unterlagen, sorgte für die Auswertung und sicherte, dass sämtliche Hinweise innerhalb von 48 Stunden bearbeitet wurden. So wurde sichergestellt, dass auch nachträgliche Meldungen eine Chance zur Verbesserung boten.

Eine nachhaltige Zukunft für den Fußball

Dank dieser umfassenden Maßnahmen konnte Sarah das Spiel mit einem besseren Gefühl verfolgen. Der Fokus auf Nachhaltigkeit und Menschenrechte bei der UEFA EURO 2024 brachte nicht nur sportliche Höchstleistungen hervor, sondern auch ein Bewusstsein für ein sicheres und inklusives Umfeld.

Durch die Schaffung verschiedener Anlaufstellen und Supportmöglichkeiten hoffen die Organisatoren, ein Vorbild für zukünftige sportliche Großveranstaltungen zu sein. Sarah wusste, dass sie Teil von etwas Größerem war – einer Bewegung hin zu einem besseren, sichereren Fanerlebnis für alle.


Good to know: Rassismus und Anti-Rassismus im Fußball

Frühe Jahre und Auftreten von Rassismus im Fußball

Fußball hat eine lange Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. In den frühen Jahren war der Sport noch stark durch soziale und gesellschaftliche Barrieren geprägt, was sich auch in der Diskriminierung aufgrund von Rasse und Ethnie widerspiegelte.

Frühe Vorfälle

In den frühen Jahrzehnten des organisierten Fußballs kam es zu zahlreichen Vorfällen von rassistischer Diskriminierung. Dunkelhäutige Spieler*innen wurden ausgegrenzt und erhielten oft weniger Chancen, an Wettbewerben teilzunehmen oder in prominenten Vereinen zu spielen.

Koloniale Einflüsse

Der Einfluss des Kolonialismus verstärkte diese Problemstellung, da viele der frühen Nationalteams und Clubmannschaften aus Gesellschaften kamen, die kolonialistische und rassistische Ideologien institutionalisiert hatten.

 

Rassismus in der Ära des professionellen Fußballs

Mit der Professionalisierung des Fußballs im 20. Jahrhundert wurden Probleme des Rassismus sichtbarer und häufiger öffentlich diskutiert.

Medienaufmerksamkeit

Durch die zunehmende Medienpräsenz konnte die Öffentlichkeit vermehrt Zeuge von rassistischer Diskriminierung auf den Fußballplätzen und in den Stadien werden. Fälle von Beschimpfungen und Diskriminierung wurden dokumentiert und berichteten so einer größeren Zuschauerzahl.

Integration internationaler Spieler

Während die Integration internationaler Spieler*innen in nationale und Clubmannschaften zunahm, stieg auch die Konfrontation mit Rassismus. Spieler*innen aus Afrika, Asien und Lateinamerika wurden oft Zielscheibe von rassistischen Beleidigungen sowohl auf als auch abseits des Spielfelds.

 

Anfang von Anti-Rassismus-Initiativen

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen sich zahlreiche Institutionen, Verbände und Einzelpersonen gezielt gegen Rassismus im Fußball einzusetzen.

Regierungs- und Verbandsinitiativen

Fußballverbände wie die FIFA und die UEFA begannen, Anti-Rassismus-Richtlinien zu entwickeln. Regierungen und NGOs starteten Initiativen, um Rassismus im Sport zu bekämpfen und die Integration zu fördern.

Kampagnen und Programme

Kampagnen wie "Kick It Out" (gegründet 1993 in England) wurden ins Leben gerufen, um gegen Rassismus und Diskriminierung vorzugehen. Diese Kampagnen arbeiten eng mit Vereinen, Spieler*innen und Fans zusammen, um das Bewusstsein zu schärfen und Aktionen gegen Rassismus umzusetzen.

 

Moderne Entwicklungen und aktuelle Situation

Heute hat sich der Kampf gegen Rassismus im Fußball weiterentwickelt und ist ein integraler Bestandteil vieler Fußballorganisationen und -verbände.

Verstärkter Einsatz sozialer Medien

Spieler*innen nutzen zunehmend soziale Medienplattformen, um auf rassistische Vorfälle aufmerksam zu machen und sich solidarisch mit betroffenen Kollegen zu zeigen. Diese Plattformen haben es ermöglicht, ein größeres Publikum anzusprechen und schnellen Support zu mobilisieren.

Strafmaßnahmen und Sanktionen

Fußball- und Sportgerichte verhängen immer häufiger harte Strafen gegen rassistisches Verhalten. Vereine und Fans, die sich rassistisch verhalten, können mit empfindlichen Geldstrafen oder Spielabsagen rechnen.

Bildungsprogramme

Viele Fußballverbände haben Anti-Rassismus-Bildungsprogramme eingeführt, um Spieler*innen, Trainer*innen, Mitarbeiter*innen und Fans zu sensibilisieren. Diese Programme sind darauf ausgerichtet, das Verständnis für Vielfalt und Inklusion zu fördern und präventiv gegen Rassismus vorzugehen.

 

Anhaltende Herausforderungen und der Weg nach vorn

Trotz aller Fortschritte besteht Rassismus im Fußball weiterhin und stellt eine große Herausforderung dar. Der kontinuierliche Einsatz gegen Rassismus erfordert kollaborative Anstrengungen von Vereinen, Spielern, Fans und Organisationen.

Langfristige Veränderung

Nachhaltige Veränderungen benötigen Zeit und ein kontinuierliches Engagement seitens der Fußballgemeinschaft. Der Kampf gegen Rassismus muss auf allen Ebenen fortgesetzt werden, um langfristig eine wirklich inklusive und diskriminierungsfreie Umgebung im Fußball zu schaffen.

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