Zwischen Spielfeld und Seele – glaubwürdig im Spiel und im Leben

Reflexion zum Abschluss der Zehn Gebote des Sports

Mit der Veröffentlichung des zehnten Gebots endete unsere Reihe „Zehn Gebote des Sports“ in der Karwoche 2025. Doch eigentlich ist sie damit erst am Anfang. Denn diese Gebote sind keine abgeschlossene Liste. Sie sind Einladung und Inspiration – für Trainer*innen, Sportler*innen, Ehrenamtliche und alle, die Sport als mehr sehen als reines Kräftemessen.

Inspiriert von den biblischen Zehn Geboten verbinden sie Glauben und Sport, Überzeugung und Praxis. Sie fordern nicht nur auf zu Fairness, Respekt, Ehrlichkeit und Mut – sondern sie schaffen auch Räume zur Auseinandersetzung: mit sich selbst, mit der eigenen Haltung im Sport und mit dem, was den DJK-Sportverband in seiner christlichen Prägung ausmacht.

 

Wertvolle Werkzeuge für Bildung und Gemeinschaft

Gerade im Alltag unserer DJK-Vereine bieten die zehn Gebote des Sports ein enormes Potenzial:
Sie können als Grundlage für Schulungen und Trainer*innenfortbildungen dienen, in Jugendgruppen, Mannschaftskreisen oder Vereinsabenden zur Reflexion anregen oder den Einstieg in Wertegespräche im Sport erleichtern. Die beigefügten Handlungsoptionen, biblischen Bezüge und Beispiele aus dem Sportalltag machen sie praxisnah und greifbar.

Denn: Wer Sport macht, erlebt nicht nur Erfolge und Niederlagen. Er begegnet auch sozialen Fragen, persönlichen Grenzen und moralischen Dilemmata. Die zehn Gebote helfen dabei, diese Erfahrungen bewusst zu machen – und ihnen mit Haltung zu begegnen. Methoden und interaktiver Formate findest du unten im Text.

 

Sport als gelebte Ethik – theologische Perspektive auf die Zehn Gebote des Sports

Die Zehn Gebote des Sports sind indessen mehr als ein pädagogisches Werkzeug oder ein Impuls für Fairness und Teamgeist. In ihnen spiegelt sich ein zutiefst theologisches Anliegen: die Verbindung von körperlicher Bewegung, sozialem Miteinander und spiritueller Haltung. Sie schlagen eine Brücke zwischen dem Glauben und dem gelebten Alltag auf dem Spielfeld, im Training oder im Vereinsleben – also dort, wo Menschen sich begegnen, wachsen und auch aneinander reiben.

 

Im Anfang war die Haltung

In der biblischen Schöpfungserzählung heißt es: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut“ (Gen 1,31). Der Mensch ist Teil dieser guten Schöpfung, mit Leib und Seele geschaffen – dazu berufen, verantwortlich zu handeln, Gemeinschaft zu gestalten und die Welt mitzugestalten. Der Sport ist eine Ausdrucksform dieses schöpferischen Handelns: Er fördert Leib, Seele und Geist – und verlangt zugleich eine ethische Haltung.

Die Zehn Gebote des Sports setzen genau hier an. Sie übersetzen zentrale Werte des christlichen Menschenbildes – wie Gerechtigkeit, Dankbarkeit, Respekt, Achtsamkeit oder Friedensliebe – in die Sprache und Erfahrungswelt des Sports. Dabei stellen sie nicht primär Regeln auf, sondern geben Orientierung: Wie verhalte ich mich anderen gegenüber? Was macht mich als Sportler*in, als Trainer*in, als Team aus? Wie bewahre ich auch im Wettkampf mein Gewissen und meine Menschlichkeit?

 

Zwischen Ideal und Realität

Theologisch betrachtet leben wir Menschen in einer Spannung: Wir sind zur Freiheit berufen – und doch nicht perfekt. Der Sport kennt diese Spannung gut: Zwischen Sieg und Niederlage, Leistungsstreben und Überforderung, Teamgeist und Rivalität entstehen immer wieder Grenzsituationen, in denen Werte herausgefordert werden. Genau hier entfalten die Zehn Gebote des Sports ihren ethischen und geistlichen Gehalt.

Sie laden ein zur Gewissenserforschung: nicht als moralischer Zeigefinger, sondern als Einladung zur Selbstreflexion. Wer sich mit ihnen beschäftigt, fragt nicht nur: „Was darf ich tun?“, sondern: „Was dient dem Menschen? Was dient der Gemeinschaft? Was bringt Frieden, Freude, Leben?“

 

Christus als Maßstab der Haltung

Für Christ*innen ist das Vorbild Jesu der Maßstab aller Haltung. Er hat nicht nur gepredigt, sondern vorgelebt: den Einsatz für Gerechtigkeit, das achtsame Hinhören, die klare Haltung gegen Ausgrenzung und Gewalt, den Mut zur Wahrheit – selbst unter Druck. In diesem Sinne lassen sich die Zehn Gebote des Sports als eine sportethische Interpretation der Nachfolge Christi verstehen. Liebe, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung – Diese Ideale und Werte finden in den Geboten des Sports eine Entsprechung. Sport wird damit zum Ort der Heiligung des Alltags: Er ist nicht außerhalb des Glaubens, sondern Teil davon.

 

Kirche in Bewegung – Sport als Raum der Verkündigung

Der Sportverein ist oft einer der letzten Orte, an dem Menschen aller Generationen, Herkünfte und Überzeugungen miteinander in Kontakt kommen. Gerade hier kann Kirche sichtbar und glaubwürdig sein – nicht nur in Worten, sondern im gelebten Zeugnis: durch eine von Werten getragene Haltung, durch faire Entscheidungen, durch Respekt im Miteinander. Die Zehn Gebote des Sports bieten eine Sprache, die verstanden wird. Sie schaffen eine Gesprächsgrundlage über das Gute, Wahre und Gerechte – unabhängig von religiöser Vorprägung.

Wer sie nutzt, bringt Kirche in Bewegung: im wörtlichen und übertragenen Sinn. Denn das Evangelium ist keine Theorie, sondern gelebte Praxis – auch in der Halle, auf dem Platz oder im Stadion.

Die Zehn Gebote des Sports sind nicht nur ein ethischer Leitfaden, sondern auch Ausdruck einer spirituellen Haltung. Sie verbinden den Glauben an den menschenfreundlichen Gott mit der Überzeugung, dass Sport ein Ort der Persönlichkeitsbildung, der Begegnung und der Verantwortung ist. Sie laden dazu ein, den Sport als Schule der Menschlichkeit zu verstehen – und das Evangelium dort sichtbar zu machen, wo Menschen ringen, jubeln, scheitern und gemeinsam wachsen.

 

 

 

 

Methoden und interaktiver Formate

Mit Hilfe der folgenden Ideen können die Zehn Gebote des Sports lebendig, praxisnah und ansprechend in der Bildungs- und Vereinsarbeit eingesetzt werden– angepasst an unterschiedliche Zielgruppen und Settings:


1. Werte-Stationenlauf: „Das Gebot erfahrbar machen“

Zielgruppe: Jugendgruppen, Teams, Schulklassen
Setting: Halle, Außengelände, Gruppenraum

Richte zehn Stationen ein – eine pro Gebot. Jede Station bietet eine kleine Aktion oder Aufgabe, z. B.:

  • Ein Kooperationsspiel zum Gebot der Gemeinschaft
  • Eine Diskussionskarte zur Gerechtigkeit im Sport
  • Ein Rollenspiel zum Thema Fairness und Regelverstoß
  • Ein Kreativposten: „Gestalte dein eigenes Gebot für den Teamgeist“

Die Stationen können in Gruppen durchlaufen werden, am Ende folgt eine gemeinsame Auswertung („Was hat mich überrascht? Wo habe ich mich wiedergefunden?“).


2. Team-Talk: „Werte-Check in der Kabine“

Zielgruppe: Mannschaften, Trainer*innen, Jugendleitungen
Setting: Vor oder nach dem Training, als Gesprächsformat

Einmal pro Monat steht ein Gebot im Mittelpunkt – als kurzer Impuls mit anschließender Diskussion:

  • Was bedeutet dieses Gebot für uns im Team?
  • Wo erleben wir dieses Thema konkret im Training oder Spiel?
  • Welche Situationen gab es, in denen wir genau dieses Gebot gebraucht hätten?
  • Was wollen wir uns als Team vornehmen?

Das Format lässt sich gut mit einem Coachingansatz verbinden („Teamwerte gemeinsam entwickeln“).


3. Kreativ-Workshop: „Unser Verein und die Gebote“

Zielgruppe: Vereinsjugend, Engagierte, Projektgruppen
Setting: Halbtag oder Projekttag

In Kleingruppen entwickeln Teilnehmende kreative Beiträge zu einzelnen Geboten:
Plakate, kurze Videos, Statements, Fotoserien, Poetry-Slam-Beiträge, Insta-Posts oder Mini-Podcasts.
Am Ende werden die Ergebnisse ausgestellt oder präsentiert – auf der Homepage, im Vereinsheim oder bei einem Vereinsfest.


4. Andachts- oder Impulsreihe: „Spirit meets Sport“

Zielgruppe: Glaubensinteressierte, religiöse Gruppen, Vereinsseelsorge
Setting: Spirituelle Impulse bei Turnieren, Veranstaltungen oder Vereinswochen

Zu jedem Gebot gibt es eine kurze Andacht (mit Bibelstelle, Gebet, Lied, Impulsfrage), z. B.:

  • "Steh auf für Gerechtigkeit – was fordert mich heraus?"
  • "Spiel fair – auch wenn niemand zuschaut?"
  • "Sei dankbar – was bewegt mich?"

Diese Impulse können auch mit Symbolen oder kleinen Ritualen verknüpft werden (z. B. Licht, Band der Gemeinschaft, Dankbarkeitsstein).


5. Handlungsplanspiel: „Was würdest du tun…?“

Zielgruppe: Jugendliche, junge Erwachsene, Trainer*innen
Setting: Gruppenstunden, Fortbildungen

Ein Planspiel mit realistischen Fallbeispielen:

  • „Ein Teammitglied wird wegen seiner Herkunft ausgegrenzt – was tust du?“
  • „Ein gegnerisches Team spielt unfair – wie reagierst du als Kapitän?“
  • „Du merkst, dass eine Spielerin unter starkem Leistungsdruck steht…“

Teilnehmer*innen diskutieren die Fälle in Gruppen und leiten daraus gemeinsam Handlungsoptionen ab – verbunden mit dem passenden Gebot.


6. Reflexionskarten: „Impuls to go“

Zielgruppe: Niedrigschwellig für alle Altersgruppen
Setting: In der Halle, in der Tasche, als Give-away

Erstelle kleine Reflexionskarten zu jedem Gebot mit:

  • einer Leitfrage („Wann hast du zuletzt…?“),
  • einem kurzen biblischen Impuls,
  • einer Challenge („Probiere diese Woche…“).

Diese können verteilt, aufgehängt oder auf Social Media eingesetzt werden.


7. Fortbildungsbaustein: „Werteorientiertes Training“

Zielgruppe: Trainerinnen, Übungsleiterinnen
Setting: DJK-Fortbildung, C-/B-Lizenz-Schulungen

Ein Fortbildungsmodul rund um die zehn Gebote:
Theorie, Erfahrungsaustausch, praktische Methoden für die Umsetzung im Trainingsalltag.
Inhalte:

  • Werte im Verein – warum und wie?
  • Konfliktsituationen im Training wertebasiert lösen
  • Spiele und Übungen mit „Werte-Twist“ (z. B. Kooperationsspiele mit Reflexion)

8. Vereinsprojekt: „10 Monate – 10 Gebote“

Zielgruppe: Gesamtverein
Setting: Langfristiges Jahresprojekt

Jeden Monat steht ein Gebot im Fokus, mit begleitenden Aktionen:

  • Impulsplakat in der Halle
  • Interview oder Statement auf der Homepage
  • Workshop für die Jugend
  • Gebot-Challenge („Woche der Ehrlichkeit“)
  • Kooperationsveranstaltung mit Schule oder Pfarrei

So entsteht eine kontinuierliche Wertearbeit, die alle einbindet.